Zehenwackelnd und mit Musik …

„Die großen Leute sind wirklich sehr sonderbar“ schreibt Antoine de Saint-Exupéry in seinem Kleinen Prinzen und das ist neben „Man sieht nur mit dem Herzen gut“ mein Lieblingssatz.

 Ich stelle das meinem Bericht voran weil ich oft staunen muss über die vielen Arten, seine Füße zu setzen und Gehen dazu zu sagen. 

CMT-Patienten haben meist eine erstaunliche Geschicklichkeit entwickelt, zu „tricksen“, zu kaschieren und tatsächlich ist von außen oft nicht unterscheidbar, ob der Fuß- oder der Zehenheber, das Knie oder maximaler Schwung von sonst woher genutzt wird, um den Fuß in die Höhe und das Bein nach vorne zu bekommen. 

Ich gehöre seit ca. 20 Jahren zu diesen Tricksern. Leider haben sich mittlerweile meine Füße deformiert, weil ich dann doch zu viel auf den Ballen gegangen bin und es ist eine Operation im Jänner geplant. 

Ich habe zwei Nachrichten an alle, die vielleicht erst vor kurzem mit der Diagnose CMT - oder vorerst einer unerklärlichen Schwäche beim Gehen -  konfrontiert sind. 

Die erste Nachricht: Nerven sind keine Kabel, die Vorgänge sind unglaublich komplex. Man kann immer etwas an seiner Situation verbessern! 

Man darf sie sich nicht wie „Steuerkabel“ bei der Autorennbahn vorstellen. Nerven sind „senso-motorisch“, sie wollen („senso“) auch etwas spüren. Mir haben musikalische und künstlerische Therapien sehr geholfen, bei denen ich dann sehr bewusst darauf geachtet habe, wie z.B. Celloklänge über den Fußboden spürbar wurden oder ich Eurythmiefiguren mit meinen Schritten in den Boden gezeichnet habe.

 Denken, Fühlen und Wollen greift in die physikalischen Prozesse ein. Meine Tante war mehr mathematisch veranlagt. Sie war mit festen Schuhen und „ich rechne meine Schritte“ bis zum stolzen Alter von 80 Jahren ganz flott unterwegs. Ausgeschlafenes Bewusstsein, korrekte Korrektur von Sehfehlern und die Vorstellung „ich gehe“ helfen.

 Die zweite Nachricht: Die große Zehe hat erstaunlichen Einfluss auf den gesamten Bewegungsablauf. Sie nicht zu verwenden verändert die Fußstellung bis zur Deformation (Hebelgesetze.…) Also auch wenn ihr Euch noch nicht so fühlt, als würdet ihr Therapie brauchen, nur weil die große Zehe nicht mehr so ganz selbstverständlich angesteuert wird -  bitte oft mit bewusster Steuerung ausgleichen, mit den Zehen wackeln und krabbeln und wenn das nicht geht mit einem Myotrainer wieder lernen (Reha).

 Barbara C.