Physiotherapie - das Wissen des Körpers nutzen mit PNF

Zusammenfassung des Referats der Herbsttagung 2017. Susanne Reinprecht, Physiotherapeutin in Hart bei Graz, stellte das PNF*-Konzept in der Physiotherapie vor.

Die Konzentration bei der Therapie gilt nicht dem Aufbau von Muskelkraft allein, sondern der Kombination aus Muskelfunktion und Kraft. Das „Wissen des Körpers“ wird genutzt, um Kraft und Funktion in gesamte Abläufe zu bringen.

Ein Beispiel zum selbst Ausprobieren: Am Sessel sitzen und Bauchmuskeln anspannen - geht, ist aber nur zum Teil effizient. Reinprecht gibt nun den Auftrag, sich mit beiden Händen rechts und links vom Gesäss gegen die Sesseloberfläche zu stemmen - und jetzt den rechten Fuß für 2 cm. zu heben. Das Ergebnis: Volle Anspanung in der Bauch- und Po-Region!

PhysiotherapeutInnen stellen übrigens auch bei einer bekannten Diagnose immer ihre eigenen Untersuchungen voran. Weil nicht die Diagnose behandelt wird, sondern der Mensch und seine/ihre individuellen Beschwerden - und die sind, gerade wie wir auch vom Erfahrungsaustausch in den Pausen wissen, ganz unterschiedlich.

*) PNF - Abkürzung für Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation

 

 

Physiotherapie

Aufgrund der Komplexität des Krankheitsbildes muss der Therapeut bzw. die Therapeutin genau über das CMT-Syndrom informiert sein, um eine für den Patienten spezielle Therapie durchführen zu können.

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Neurophysiologische Therapiekonzepte

Da es sich bei CMT um eine Veränderung der Nervenstruktur handelt und nicht um eine herkömmliche Muskelschwäche, kann das Problem nicht mit herkömmlichen Kräftigungsübungen an der betroffenen Muskulatur beeinflusst werden. Die/der PhysiotherapeutIn muss mittels neurophysiologischen Therapiekonzepten (z.B. PNF ) die Potentiale der Muskeln wecken. Wird die Muskulatur überfordert, so können Überlastungserscheinungen in den Nerven und Muskeln auftreten. Dies bedeutet eine Schwächung der betroffenen Muskeln und Schädigung der Nerven.

Manualtherapie

Durch spezielle Therapien (z.B.: Maitland, Cyriax) an den Gelenken kann die Beweglichkeit verbessert werden. Lassen die Gelenke einen größeren Bewegungsbereich zu, können auch die Muskeln effizienter arbeiten und somit das Gangbild oder auch die Greiffunktion positiv beeinflusst werden.

Üben von Alltagsbewegungen

Um diese Bewegungsabläufe zu verbessern, genügt es nicht, nur Muskeln zu aktivieren und Gelenke wieder beweglicher zu machen. Es muss darauf aufbauend das Gehen und Greifen im Speziellen geübt werden.

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Schulung der Körperwahrnehmung

Jene Körperabschnitte, die nicht oder nur schlecht wahrgenommen bzw. gespürt werden können, sind dadurch auch in der Bewegung eingeschränkt. Daher ist es sinnvoll, die Sensibilität dieser Körperabschnitte zu fördern und zu schulen.

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Therapiemöglichkeiten

  • Krankenhaus: stationär/ambulant
  • Rehabilitationszentren
  • Freiberuflich tätige diplomierte PhysiotherapeutInnen (auch Hausbesuche)
  • Ambulatorien der physikalischen Medizin

Ist ein/e freiberufliche/r PhysiotherapeutIn ist als WahltherapeutIn für eine oder mehrere Krankenkassen tätig, so werden die Behandlungskosten von den PatientInnen vorfinanziert und können anschließend bei der jeweils zuständigen Krankenkasse (entsprechender Kassentarif) geltend gemacht werden. Eine Liste der freiberuflich tätigen diplomierten PhysiotherapeutInnen kann angefordert werden.

Therapiebeginn

Der Therapiebeginn sollte so früh wie möglich erfolgen. Daher ist es gut, wenn CMT früh diagnostiziert wird. Aber auch im Verlauf der Krankheit ist eine regelmäßige Therapie sehr wichtig, um den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen. Konsequentes Training für Charcot-Marie-Tooth-PatientInnen ist unbedingt notwendig. Vor allem ein ausreichend intensives, aber nicht überforderndes Muskeltraining kann dazu beitragen, die vorhandene Muskelkraft und Ausdauer der Muskulatur zu erhalten.